»Bauen mit Bestand« bedeutet für uns: den Bestand anzuerkennen und sich in ihn hineinzudenken, seine Struktur und seine Haltung zu erkennen und zu bewerten – und erst dann eine eigene Haltung zu entwickeln, welche auf den Bestand reagiert.
Der Maßstab für unserer Eingriffe in den Bestand ist dabei immer ein heutiger: heutige Nutzer*innen, heutige Kosten, heutige Konstruktionen. Es ist daher schlüssig, sie auch nach heutigen Maßstäben zu gestalten – nicht um zwanghaft einen Kontrast herzustellen, auch nicht um das Neue ablesbar zu machen, wie es genauso oft wie falsch gefordert wird. Warum sollte etwas separiert werden, was doch ein Ganzes, eben »ein« Gebäude sein will und nicht eine didaktische 1:1- Ausstellung verschiedener Architekturen. Unser Ziel ist ausschließlich die »gute« Architektur, also ein konzeptionell schlüssiges, funktionierendes und schönes Ganzes.
Im besten Fall entsteht dann das »selbstverständliche Haus«: „Selbstverständlichkeit fügt das Neue ins Alte, sorgt für Solidität und bestenfalls für Schönheit, wo ein Verständnis für Proportion und die »Natur« des Materials hinzutritt: bei einem Bauwerk, das dann einfach dasteht.“
(Albert Kirchengast, Reisen um anzukommen, in: Franz Riepl baut auf dem Land: Eine Ästhetik des Selbstverständlichen, Hans Kolb (Hrsg.) Birkhäuser, 2018, S. 7)